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Schloss Orth: Ein Schloss mit vielen Geschichten.

 

 

 

Geschichten rund ums Schloss

Um unser Schloss ranken sich eine Vielzahl von Geschichten.

 

   Das Schlossgespenst

Mit den Renovierungsarbeiten im Jahre 2002 kam wieder unerwartet  Leben in das Schloss Orth. Wie schon so oft in der turbulenten Geschichte der Wasserburg wimmelte es in den alten Mauern von Handwerkern. Und es geschahen bei der Arbeit auch immer wieder Dinge, die sich niemand so recht erklären konnte: Da  fielen Holzbretter in die Tiefe, obwohl sie gut gesichert auf den Gerüsten lagen, dort verschwand ein Hammer…  Die Arbeiter erzählten sich zum Spaß bald merkwürdige Geschichten über Schlossgespenster – und ahnten nicht, wie Recht sie doch hatten!

Drehen wir die Zeit zurück in das Jahr 1467. Schloss Orth war in Besitz von Kaiser Friedrich III. und der Pfleger, Jan von Teynitz,  schaute in der stattlichen Wasserburg mit eiserner Faust nach dem Rechten.  Er war  für seine Härte und seinen Grausamkeiten weit übers Land bekannt. Die Bauern stöhnten über die hohen Abgaben, die ihnen kaum noch was zum Leben überließen. Teynitz kümmerte das Leid der Untertanen wenig, solange er selbst nicht zu kurz kam.
Eines Tages ließ der Pfleger alle männlichen Bewohner der Dörfer zusammentrommeln. Er verkündete: „Schloss Orth braucht einen neuen Turm, und auch sonst ist einiges an Bauarbeiten fällig! Alle kräftigen jungen Männer sind ab sofort verpflichtet, hier zu arbeiten!“        
Die Bewohner von Orth und den umliegenden Dörfern mussten nun beim Schlossbau helfen, ob jung und kräftig oder nicht. Jede Arbeitskraft wurde gebraucht und hätten sie sich geweigert, wären sie mit dem Tod bestraft worden.
Unsere Geschichte erzählt von einem tüchtigen jungen Mann namens Rudolf. Wie viele andere auch packte er mit an, obwohl er zuhause Frau und Kinder hatte, die kaum wussten, wie sie ohne seine Hilfe die Arbeit auf den Feldern schaffen sollten.
Der Pfleger wurde rasch aufmerksam auf den geschickten Mann, der sich auch auf schwierige Arbeiten gut verstand, und verlangte gnadenlos immer mehr von ihm. Ohne Pausen hetzte er ihn das Gerüst hinauf und das Gerüst hinunter. Jeden Tag fiel ihm noch etwas Neues ein - und  Rudolf musste alle  Ideen auf der Stelle verwirklichen.           
So lange, bis einmal etwas Schreckliches passierte: Rudolf stand wieder einmal mit einer schweren Ladung an Steinen auf dem Gerüst, als vom Dach des Turmes sich ein Brett löste. Das Holzstück rutschte langsam hinunter, dann schlug es endgültig auf das darunter stehende Gerüst auf.  Genau an dieser Stelle befand sich allerdings Rudolf und so streifte es seinen Kopf.           
Er sank langsam in die Knie, verlor das Gleichgewicht und stürzte mit voller Wucht in die Tiefe.
Im Burghof prallte er hart auf dem Boden auf. Sein Genick war gebrochen.
Damit war es für seine Familie wohl endgültig vorbei. Rudolfs Frau war nun Witwe und für seine Kinder, die schon so mager waren, dass man jeden einzelnen ihrer Knochen sah, gab es auch keine Hoffnung mehr.
Jan von Teynitz bejammerte jedoch nur lautstark den Verlust der wertvollen Arbeitskraft. „Nun müssen die anderen eben noch härter arbeiten!“,  beschloss er wütend.
Er ließ von seinen Wachen auch noch Männer aus Lassee herbei holen - natürlich nicht ohne Gewalt. Auch sie wurden gezwungen, beim Schlossbau zu  helfen, obwohl sie eigentlich gar nicht mehr der Herrschaft von Orth unterstanden. 
Der Bau machte Fortschritte. Doch eines Tages wurde es den Bauern zuviel. Die Felder lagen trocken und unbestellt da. Ihre Familien hungerten.
Eines Nachts gab es ein heimliches Treffen  auf einem abgelegenen Hof.
„Wir müssen etwas unternehmen! So kann das nicht weitergehen!“, riefen die geplagten Männer.
Lange Zeit beratschlagten sie, was man tun könnte.
Einer der Bauern aus Lassee, der besonders große Wut hatte, meldete sich freiwillig: „Ich bin ein guter Schütze, ich werde euch von diesem Tyrann befreien!“
Nur kurze Zeit später ergab sich dafür eine günstige Gelegenheit.
Jan von Teynitz  ritt am Morgen stolz durch den Burghof, in dem die Arbeiter schufteten und verkündete: „Ich werde heute durch die Dörfer reiten, um nach dem Rechten zu sehen! Bis zum Abend möchte ich hier ordentliche Fortschritte sehen, sonst werdet ihr es  büßen!“
Der mutige Bauer blickte dem Pfleger nach und wusste, die Zeit war gekommen.
Gegen Abend legte  er sich auf die Lauer und erschoss Jan von Teynitz mit seiner Armbrust.
Niemand trauerte um den grausamen Mann, im Gegenteil, ein Aufatmen ging durch die Dörfer.
Der Bau wurde gestoppt, die Männer kehrten zurück zu ihren Familien.
Der Täter war wie auf wunderbare Weise nicht aufzufinden – keiner hatte etwas gesehen, und das blieb auch so.
Der grausame Pfleger jedoch fand keinen Frieden am Ende seines schlechten Lebens. Sein gequälter Geist irrt bis heute rund um das Schloss und versucht, den Handwerkern das Arbeiten schwer zu machen….

Benedikt Chlan
Christoph Pinsolitsch

 

     Gräfin Fries

Im Osten Österreichs, zwischen Wien und Bratislava, steht das Schloss Orth, eine mittelalterliche Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert mit vier mächtigen Ecktürmen. Gleich hinter dem Schloss fließt ein Gewässer, die Faden.

Viele adelige Familien waren im Besitz des Schlosses Orth. Ungefähr im Jahre 1800 ging der Besitz an Moritz von Fries über.
In dieser Zeit wurden viele Arbeiten am Schloss verrichtet. Der Nordtrakt des Schlosses wurde verändert, Verziehrungen an den Türmen wurden entfernt. Diese Arbeiten waren sehr mühsam. Die vielen Steine, die dafür gebraucht wurden, konnten jedoch gut über den Wasserweg - der Faden - zum Schloss transportiert werden.
Die Familie von Fries bewohnte auch während der Bauarbeiten das Schloss. Die Gräfin Fries liebte die Auenlandschaften sehr. Sie ging gerne zur Erholung – und um dem Baulärm zu entkommen -  in die Orther Donauauen spazieren.
So auch an einem düsteren Sonntagnachmittag. Das Wetter war sommerlich schwül. Es sah ganz nach Gewitter aus. In den Orther Auen war es dunkel und schon bald war ein gewaltiges Donnergrollen zu hören. Die Gräfin erschrak sehr. Sie hatte furchtbare Angst. Finsternis, Blitze und Donner umgaben sie. Und es regnete in Strömen. Gräfin Fries wusste nicht mehr wo sie war, denn in dieser Dunkelheit war sie völlig vom Weg abgekommen. So irrte sie in der Au umher. Als das Unwetter endlich abzog, versuchte sie, völlig durchnässt und verängstigt den Weg zum Schloss zurück zu finden. Sie lief verzweifelt durch das Dickicht und rief immer wieder um Hilfe. Niemand schien sie zu hören.
Irgendwann fand sie tatsächlich den Weg zurück und kam bis zu der Stelle an der Faden, wo für die Bauarbeiten am Schloss viele Steine gelagert wurden. Sie war aber schon so schwach und es waren so viele Steine, dass es der Gräfin unmöglich war,  über diese hinwegzuklettern. So war ihr der Weg zum Schloss versperrt, und auch diesmal hört niemand ihre Hilferufe.
Sie musste wieder in die Au zurück, um eine andere Stelle zu finden, ins Schloss zu gelangen. Doch durch den starken Regen war die Au bereits überflutet. Das Hochwasser stieg so schnell an, dass die erschöpfte Gräfin es nicht mehr schaffte – sie kam aus der Au nicht mehr zurück.
Viele Menschen haben nach ihr gesucht, sie aber nie gefunden.

Die arme Gräfin geistert noch heute durch die Orther Auen. Sie beschützt und begleitet verirrte Spaziergeher.
Manchmal kann man an sonntäglichen Gewittertagen an der Faden, gleich hinter dem Schloss, das verzweifelte Rufen der Gräfin Fries hören. Man muss nur sehr genau hinhören…

Lukas Horak         
 

    Der Rotmantler

Im Lauf seiner Geschichte war das Orther Schloss immer wieder feindlichen Angriffen ausgesetzt.
Es gab in früheren Zeit viele lange unterirdische Gänge, die durch den ganzen Ort reichten und im Notfall zur Flucht dienten. (Einer davon führte allerdings auch direkt in den Keller des gegenüber liegenden Wirtshauses.)
Die Gänge wurden später wieder vermauert und zugeschüttet. Vielleicht auch deshalb, weil es dort unten angeblich  spukt…
Vor mehr als hundert Jahren war das Wäsche waschen noch eine ziemlich mühsame Angelegenheit. Die Wäscherinnen im Schloss arbeiteten häufig in der Nacht in den Kellerräumen.
Eine davon war Marie, ein unerschrockenes und tüchtiges Mädchen aus Orth an der Donau.
Eines Nachts hörte sie, während sie im Waschtrog rührte, seltsame Geräusche von den Stiegen her, die zu den zugemauerten Gängen führten.
„Hörst du das auch? Woher kommt dieses seltsame Gepolter?“ fragte sie daraufhin die anderen Frauen.
Eine von ihnen antwortete: “Ich höre diese Geräusche schon seit einiger Zeit! Ich dachte nur immer, ich sei so müde von der Arbeit, dass ich mit offenen Augen träume…!“
Schlag Zwölf war der Spuk vorbei.
In der folgenden Nacht war der gespenstische Lärm aber wieder zu hören. Es klang, als würde jemand einen Sack voll mit Nüssen auf den Treppen ausleeren, außerdem hörte man ein unheimliches Jammern.
Den Wäscherinnen lief trotz der großen Hitze im Waschkeller die Gänsehaut über den Rücken.
Diesmal beschloss Marie, der Sache auf den Grund zu gehen. 
„Was kann das schon sein?“, dachte sie, schnappte eine Kerze und schlich unerschrocken die Treppen hinunter.
Plötzlich blies ein Windstoss das Licht aus. Trotz der Finsternis war  jedoch ein schwaches Leuchten zu sehen.
Am Ende des Ganges stand eine geheimnisvolle Gestalt in Rot, einen großen vollen Sack mit sich ziehend. Marie stockte der Atem.
Die Wäscherinnen wussten nichts über die Geschichte der so genannten Rotmantler. Diese waren ursprünglich Angehörige des Johanniterordens und trugen ab dem Jahr 1259 einen roten Waffenrock. Einige der Vorbesitzer von Schloss Orth sollen diesem Orden angehört haben.
Aber wie kam es dazu, dass in den Gängen noch immer einer dieser Rotmantler sein Unwesen trieb?
Nun, einer von ihnen war in längst vergangenen Zeiten in einem dieser unterirdischen Gänge ermordet worden. Er wollte vor Feinden flüchten, die es in der Geschichte von Schloss Orth ja viel zu oft gegeben hat, und hatte dabei einen Sack mit wertvollen Schätzen mit.        
Der Rotmantler fand nach dem gewaltsamen Tod aber keine Erlösung und so geistert er seitdem in den zugemauerten Gängen herum und sucht nach einem Ausweg.
Ihn sah Marie in dieser Nacht, als sie versuchte, hinter das Geheimnis der unheimlichen Geräusche zu kommen.
Vor Schreck stieß die Wäscherin einen letzten lauten Schrei aus, dann verlor sie für alle Zeit ihre Stimme.
Die vor Angst zitternden Wäscherinnen holten Marie, die ohnmächtig auf den Stufen liegen blieb, nach einer Weile wieder hinauf und rüttelten sie wach.
Marie konnte nicht mehr berichten, was sie so erschreckt hatte, aber seit diesem Vorfall wollte keine Frau mehr bei Nacht in den Kellerräumen arbeiten.

Lukas Windisch

 

    Teuflische Geschäfte

Gräfin Fries und ihr Mann, Reichsgraf Moritz Fries, die zu Beginn des 19.Jahrhunderts Besitzer von Schloss Orth/Donau waren, stritten sich sehr oft. Meistens ging es darum, dass die Gräfin meinte, ihr Mann verbringe zu viel Zeit im Ausland oder mit seiner Kunst, als mit ihr. Der Reichsgraf war nämlich ein großer Kunstliebhaber, der Künstler unterstützte und auch eifrig sammelte (darunter berühmte Meisterwerke von Rembrandt und Dürer), obendrein  hätte er auch viel lieber in Paris gelebt. Seine Frau war jedoch der Meinung, er solle nicht soviel mit den Künstlern zusammen sein, sondern sich mal lieber mit seiner Bank beschäftigen, sonst würde er sich sein Hobby nicht mehr lang leisten können. Aber Graf Fries nahm seine Frau nicht wirklich ernst.   Und wenn ihm ihre Vorträge zu lästig wurden, dann zog er es eben vor, ein Weilchen zu verreisen…
Die beiden beschlossen irgendwann, wieder einmal ein paar Tage auf ihrem zauberhaften Landsitz zu verbringen. Nachdem sie in Orth an der Donau angekommen waren, meinte die Gräfin, sie wolle in der wunderschönen Orther Au spazieren gehen. Moritz, ihr Mann, ließ sie alleine ziehen und genoss lieber seine Ruhe.
Vor lauter Bewunderung der Natur und Nachdenken über ihr Leben verirrte sich die Gräfin. Ein Gewitter zog auf, schwarze Wolken standen über dem Himmel und Gräfin Fries bekam große Angst. Mit wild schlagendem Herz irrte sie durch die Au, immer dichter wurde der Wald.  Plötzlich schlug ein gewaltiger Blitz in den Baum neben ihr ein. Der Baum fiel um. Sie wollte noch zur Seite springen -  aber es war zu spät. Der Baum stürzte genau auf sie. Gräfin Fries stolperte zu Boden und verletzte sich so, dass sie keinen Schritt mehr tun konnte. Sie fühlte sich dem Tode nahe. Wer sollte sie hier jemals finden? War dies Gottes Strafe?
Auf einmal roch es nach Schwefel. Die schwarzen Wolken wurden immer dichter, das Donnergrollen stärker -  und plötzlich stand eine grässliche Gestalt neben ihr. Es war der Teufel. Seine schwarzen Augen glühten wie Kohle. Mit grimmiger Stimme sprach er: ,, Deine Seele gehört mir! Aber, ich lasse mit mir handeln! Verschaff mir die Seele deines Mannes - und ich ’’ sprach er weiter ,,schenke dir dein Leben!’’ Gräfin Fries überlegte nicht lange und antwortete rasch:
,,Ich bin mit deinem Angebot einverstanden! Du kannst ihn haben!’’
Die schwarzen Wolken verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, mit ihnen der Geruch von Schwefel. Der Teufel erhob seine Hände, lachte noch einmal höhnisch und verschwand ebenso.
Gräfin Fries erblickte das Sonnenlicht. Sie spürte keine Schmerzen mehr. War das alles nur ein böser Traum gewesen? Wie lange hatte  sie da gelegen?  Auf einmal hörte sie eine Glocke, sie erkannte sofort, dass dies die Glocke der Orther Kirche war. Sie sprang auf und  folgte der Glocke. So fand sie geschwind aus der Au heraus und gelangte ohne Schaden nach Hause.
Ihr Mann war nicht mehr im Schloss anwesend. Ein dringendes Geschäft hatte ihn zurück nach Wien fahren lassen.
So verbrachte die Gräfin Fries alleine ein paar Tage in Orth und dachte bald nicht mehr an ihren leichtfertigen Handel mit dem Teufel.
Nur kurze Zeit später kam ein Bote mit schlechten Nachrichten ins Schloss. Die Bank ihres Mannes war bankrott gegangen, ihr Mann selbst hatte in Paris Selbstmord begangen. ,,Ich hatte ihm doch gesagt, er solle sich mehr um die Bank kümmern…’’, sagte sie zu sich selbst. Und dann schoss ihr allerdings noch ein Gedanke durch den Kopf: ,,Der Teufel hat sich seine Seele geholt!!’’ Aber, so war es nicht.
Schwarze Wolken stiegen im selben Augenblick neben ihr auf und es roch abermals nach Schwefel. Der Teufel erschien ein zweites Mal  und brüllte mit furchtbarer Stimme:  ,,So war das nicht geplant! Wenn dein Mann sich selbst umbringt, dann ist unser Handel nicht gültig! Da ich die Seele deines Mannes nicht rechtmäßig bekommen habe, nehme ich jetzt deine!“
Gräfin Fries versuchte noch zu fliehen. Doch dem Teufel entkommt man nicht! Er packte sie und brachte sie in sein Reich.
Noch heute hört man manchmal vor einem schlimmen Gewitter in der Au leise Glockengeläut. Es soll die Menschen davor warnen, sich unüberlegt auf einen Handel mit dem Bösen einzulassen.

Sofie Nikowitsch

  


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