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Der Dom zu Wiener Neustadt entspricht der Denkungsweise der Renaissancegelehrten als "mittelalterlicher Bau".

Glasfenster in der Georgskirche (Burg zu Wiener Neustadt)

 

 

Mittelalter

Die Wurzel des Begriffs "Mittelalter"

Der Begriff Mittelalter findet seinen Ursprung im 15. Jahrhundert. Gelehrte in dieser Zeit (nach dem Fall Konstantinopels) - vornehmlich in Italien - waren in einem aufregenden Umbruch im Bereich von Kunst und Philosophie gefangen. Sie sahen sich selbst in ein neues Zeitalter eintreten, das die lang vergessene Kultur der "Klassik" wiederbelebte. Den Zeitabschnitt zwischen der alten Welt und ihrer eigenen waren für sie die "Mittelalter" und, so traurig es auch klingt, distanzierten sie sich von dieser - oft als barbarisch klassifizierten - Zeit.

Schlußendlich setzte sich der Begriff "Mittelalter" und das Eigenschaftswort "mittelalterlich" durch. Weil auch der Zeitraum, der durch Mittelalter beschrieben wurde nie exakt eingegrenzt wurde, so waren die Begriffe nicht unantastbar. Naheliegend war das Ende des Zeitraumes an dem Punkt anzusetzen, wo die Gelehrten sich unter einem anderen Licht sahen; wie auch immer betrachtet bestätigte diese Denkweise die gegebene Definition.  

Aus unserem Blickwinkel der nachträglichen Einsicht und Erkenntnis stellen wir fest dass dem nicht zwangsläufig so ist.

Aus: "Erfindung des Mittelalters" von Norman Cantor und "The Cambridge Illustrated History of the Middle Ages", herausgegeben von Robert Fossier